Grenzüberschreitende Abwasserbeseitigung
Seit 2005 ist es das Dauerprojekt der Gemeinde Aschau: der Umbau der Kläranlage Sachrang. Die Nähe zu Österreich und erste Gespräche mit den Tiroler Nachbarn bezüglich einer Abwasserbeseitigung für den Ortsteil schienen eine grenzüberschreitende Abwasserbeseitigung möglich zu machen, doch Bürokratie und Finanzen stellten so hohe Hindernisse dar, dass auf bayerischer Seite zunächst Abstand von dem Projekt genommen wurde.
Aschau-Sachrang – 2009 wurde das Priener Ingenieurbüro Dippold & Gerold beauftragt, Möglichkeiten der Ableitung der Sachranger Abwasser zu untersuchen. Die Variante I umfasste die Erweiterung der Sachranger Kläranlage am bestehenden Standort, während die zweite die Errichtung einer neuen Kläranlage an einem Alternativstandort vorsah. Die dritte Variante ging auf die Ableitung der Abwässer zum Ortsnetz der Gemeinde Niederndorfer Berg auf Tiroler Seite ein, die vierte auf eine Ableitung zur bayerischen Seite.
Wie Bürgermeister Werner Weyerer im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen erläuterte, schied eine Ableitung nach Aschau nach Ansicht der Experten wegen der Distanz und des unebenen Geländes aus. „Bei einer Länge von 13 Kilometer hätten sich untragbare Kosten ergeben, ganz zu schweigen von den Gerüchen.“
Auch die Variante I und II seien schließlich ausgeschlossen worden. Ein Alternativstandort sei nicht zu finden gewesen. Außerdem sei eine reine Erweiterung der derzeit zweistufigen Kläranlage in Sachrang bei einer Einwohnerzahl von knapp 600 Bürger mit Hauptwohnsitz finanziell nicht zu stemmen gewesen, denn finanzielle Zuschüsse gebe es nur bei einem Neu-, nicht aber bei einem Ersatz- oder Ausbau. Der Kläranlagenausbau sei zudem rund 500 000 Euro höher angesetzt gewesen als eine Ableitung nach Österreich. So einigten sich die Gemeinderatsmitglieder auf ihrer Sitzung im Februar 2012 auf eine Ableitung zum Freispiegelkanal der Gemeinde Niederndorfer Berg.
Gut eine Million Euro werde das Projekt kosten, die allein von der Gemeinde Aschau zu tragen seien. „Aber die Abwasserentsorgung ist Pflichtvorsorge der Kommune“ so Weyerer. Diese finanzielle Belastung müsse die Gemeinde schultern. Die derzeitige Zinssituation mache das Ganze allerdings „erträglich“, befand Weyerer.
Wie er weiter ausführte, habe die geplante Druckleitung eine Länge von rund 2,5 Kilometern. Von Vorteil sei, dass man keine großen Erdarbeiten und keine Aufgrabungen zu erwarten habe, denn das Kunststoffrohr mit einem Durchmesser von 110 mm könne schon auf einer Tiefe von 1,5 bis 1,6 Metern verlegt werden. Sechs bis acht Wochen dauere die Verlegung der Druckleitung und dann müsse noch die Kläranlage in Grenzhub zu einer Pumpstation umgebaut werden, erläuterte der Bürgermeister den weiteren zeitlichen Ablauf.
Er hoffe, dass die Anlage Ende 2013 in Betrieb gehen könne. „Es war ein langer, steiniger Weg“, resümierte er, doch nun gebe es Rechtssicherheit. Weyerer: „Das heißt, dass alle notwendigen Gestattungen inklusive einer wasserrechtlichen Genehmigung von österreichischer Seite erteilt worden sind.“
Derartige grenzüberschreitende Projekte gebe es auch andernorts: die Gemeinde Kiefersfelden kooperiere sei mehr als 25 Jahren mit dem österreichischen Thiersee bei der Abwasserentsorgung. Die Tiroler Gemeinde Thiersee band sich 1986 mit einem sechs Kilometer langen Zuleitungskanal in die moderne mechanisch-biologische Kläranlage am Inn ein.
Am heutigen Mittwoch wird der offizielle Spatenstich zu diesem grenzüberschreitenden Sachranger Abwasserprojekt erfolgen.
Erschienen in der Tageszeitung Oberbayerisches Volksblatt vom 10.07.2013
Presseberichte zum Downloaden:
"Grenzüberschreitende Abwasserbeseitigung"
Oberbayerisches Volksblatt vom 10.07.2013